Psychotherapie und Medikamente?
Wann sind Medikamente sinnvoll?
Zur Unterstützung der Genesung kann es im Bereich der psychischen Erkrankungen hilfreich sein auf Medikamente zurück zu greifen. Dafür ist es sinnvoll, sich an einen Psychiater zu wenden, der auf diesen Anwendungsbereich spezialisiert ist und sich mit Ängsten, Depressionen und Zwängen, Psychosen etc. und der passenden Medikation sehr gut auskennt. Grundsätzlich wird dabei davon ausgegangen, dass im Gehirn ein Ungleichgewicht von Botenstoffen entstanden ist, dass zum Beispiel zu wenig von einem Botenstoff, wie Seretonin, produziert wird. Die Medikamente die bei psychischen Erkrankungen zum Einsatz kommen heißen zusammengefasst Psychopharmaka.
Wichtig
Bei der Einnahme von Psychopharmaka ist immer darauf zu achten die Einnahme ebenso wie die Aufdosierung und Reduzierung des jeweiligen Medikamentes in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Psychiater durchzuführen. Vor Beginn der Medikamentenein-nahme sollte das ausführliche Gespräch über vorhandene Beschwerden, über geeignete Behandlungsmaßnahmen und mögliche Nebenwirkungen gesucht werden.
Was für Psychopharmaka gibt es, wie wirken diese und wobei werden sie eingesetzt?
Es können grob drei Gruppen von Psychopharmaka unterschieden werden, die zum Teil die selben zum Teil unterschiedliche Anwendungsgebiete haben:
1. Tranquilizer
Als Tranquilizer (lat. tranquillare = beruhigen) wird eine Gruppe von Psychopharmaka
zusammengefasst, die angstlösend und entspannend (sedierend) wirken.
Tranquilanzien können sinnvoll sein bei plötzlich auftretenden (akuten), kurz
andauernden krisenhaften Zuständen. Zur Behandlung von anhaltenden
Angstzuständen, Überlastungsgefühlen bzw. depressiven Verstimmungen sind sie jedoch
nicht geeignet, da mit der Einnahme gewisse Risiken einhergehen:
• Vor allem Benzodiazepine können aufgrund ihrer ausgeprägt angstlösenden sowie
entspannenden Wirkung zu Gewöhnung und Abhängigkeit führen. Der Klient fühlt sich
durch die Einnahme von Tranquilizern vom Alltagsstress abgeschirmt. Der notwendige
Druck, sich mit vorhandenen inneren und äußeren Konflikten auseinanderzusetzen, wird
dadurch vorübergehend aufgehoben. Probleme werden dadurch letztlich nur
verschleppt und vergrößert, nicht gelöst.
• Psychopharmaka können grundsätzlich zu einer Veränderung von Wachheit,
Reaktionsvermögen, Sinneswahrnehmung und Körperbeherrschung führen. Auch
vegetative Funktionen können betroffen sein (Blutdruck, Puls, Muskelspannung,
Gleichgewicht etc.). Das bedeutet, dass sich unter Einwirkung von Tranquilizern
besondere Risiken im Straßenverkehr, bei der Bedienung von Maschinen und während
des Aufenthaltes in Gefahrenbereichen ergeben können.
2. Neuroleptika
Als Neuroleptikum wird ein Medikament bezeichnet, dass eine dämpfende Wirkung bei
Erregtheit, Aggressivität, affektiven Spannungen, Sinnestäuschungen, Wahnideen,
Bewegungsstarre und schizophrenen Ich-Störungen hat.
Der Einsatz von neuroleptischen Medikamenten ist heute üblicher Standard bei der
Behandlung von akuten Psychosen, wobei nicht jede akute Psychose mit Neuroleptika
behandelt wird (siehe Antidepressiva). Eine dauerhafte Medikation kann erneuten Phasen
akuter psychotischer Störungen vorbeugen. Neuroleptika ersetzen nicht die zusätzlich als
notwendig anzusehende, ergänzende soziotherapeutische und/oder
psychotherapeutische Behandlung. Darüber hinaus werden Neuroleptika auch bei
anderen psychischen Störungen angewendet.
3. Antidepressiva
Antidepressiva sind Medikamente, die hauptsächlich gegen Depressionen, aber auch
zum Beispiel bei Zwangsstörungen und Panikattacken, generalisierten Angststörungen,
phobischen Störungen, Essstörungen, chronischen Schmerzen, Entzugssyndromen,
Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, prämenstruell-dysphorischem Syndrom sowie bei der
Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS, PTSD) eingesetzt werden.
Die verschiedenen Antidepressiva unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihres
Nebenwirkungsprofils. So können sie neben ihrer stimmungsaufhellenden Wirkung auch
antriebssteigernde, antriebsneutrale oder antriebsdämpfende sowie beruhigende und
angstlösende Wirkungen entfalten. Die häufigsten weiteren Nebenwirkungen von
Antidepressiva betreffen das Herz-Kreislauf-System, das Nervensystem und die
Sexualität. Auch hier können zwischen einzelnen Antidepressiva beträchtliche
Unterschiede bestehen.
Bei einer Vielzahl von Antidepressivatypen entfaltet sich die volle Wirkung erst nach
einigen Tagen bis Wochen kontinuierlicher Einnahme. Antidepressiva ersetzen keine
Psychotherapie, können aber möglicherweise im Falle von schweren Depressionen eine
solche erst ermöglichen, da in diesen Fällen, die als Voraussetzung einer erfolgreichen
Therapie notwendige Ansprechbarkeit, oft nicht gegeben ist.